Vom Gfäll Parkplatz übern Rachelsee zum Gipfel, Abstieg auf kürzestem (Forst)weg zurück zum Parkplatz

Diese Tour auf den Rachel ist für mich der Klassiker. Mit Ausnahme der letzten 20 Minuten des Abstiegs ist sie ein wunderbares Wander- und Naturerlebnis und sie ist für den sportlichen Bergwanderer in 3 Stunden (inklusiver kurzer Einkehr im Waldschmidthaus) zu bewerkstelligen. Ein richtig schöner Morgenspaziergang!

Der Parkplatz Gfäll wird über Spiegelau angefahren. Genauso wie beim Parkplatz an der Racheldiensthütte ist die Zufahrt bis 8 Uhr morgens erlaubt, Langschläfer nehmen auch hier den Igelbus. Weiter unten im Bericht werdet ihr verstehen, wieso man diese Tour am besten um genau 8 Uhr morgens beginnt…

Also, los geht’s, das Auto ist geparkt, der Rucksack umgeschnallt und die Uhr zeigt 8 Uhr. Vom Gfäll Parkplatz (950m) geht’s auf dem Forstweg Richtung Osten in den Wald hinein, die Route ist mit dem Auerhahn Symbol bestens ausgeschildert. Laut Beschilderung brauchen Spaziergänger 3 1/4 Stunden auf dieser Route zum Gipfel, wenn ihr flott wandert, dauert’s aber nur etwa 2 Stunden. Eine zum See und noch eine vom See zum Gipfel mit Abstecher zur Kapelle. Ohne nennenswert Höhenmeter zu bewältigen, wandert man sich auf den ersten Km dieser Tour warm und genießt die Abgeschiedenheit im Woid. Geht man die Tour alleine, sind außer dem Gezwitschere der Vögel und dem Geplätschere einiger Wasserläufe absolut keine Geräusche wahrnehmbar.

Nach etwa 15 Minuten erreicht man die Feistenberg Schutzhütte, dort wird dann auch der Untergrund anspruchsvoller, der Forstweg mutierte zum steinigen Trail, die Ruhe im Wald aber bleibt. Da es immer noch nicht bergauf geht, kann man auch auf diesem Abschnitt der Tour noch ordentlich Tempo machen. Allerdings ist Trittsicherheit geboten, der Trail ist hier von unförmigen Steinen und Wurzeln „gepflastert“.

Nach etwa einer halben Stunde endet dieser tolle Wanderweg leider an einer geschotterten Forststraße.

Weiter geht’s auf der Forststraße Richtung Rachelsee

Die nächsten ca. 10 Minuten auf dem Schotterweg sind nicht besonders aufregend, aber auch irgendwie die Ruhe vor dem Sturm. Denn spätestens mit der Überquerung des Seebachs, werden Wanderweg und Steigung abrupt sportlicher. Ab hier gleicht der Aufstieg zum Gipfel ziemlich der Rachel Tour 1.

Endlich geht’s bergauf, man merkt plötzlich sowohl an der Atmung, als auch an der Körpertemperatur, dass man jetzt nicht nur km, sondern auch Hm macht. Der Rachelsee ist nur noch gut 10 Minuten entfernt. Der Wildbach links des Weges rauscht vorbei, die Morgensonne wirft ein schillerndes Licht in die absterbende und neu auflebende Flora des Nationalparks.

Endlich geht’s aufwärts, der See ist nicht mehr weit.

Kaum hat sich der Puls an die neue Herausforderung angepasst, wird das Gelände zum See hin wieder flacher und man kann sich von dem kurzen Zwischenspurt etwas erholen, bevor man voller Ehrfurcht auf den Rachelsee zugeht. Rucksack ablegen, kurz durchatmen, trinken und die Natur genießen.

Im Gegensatz zur Rachel Tour1 wandern wir auf der Auerhahn-Route weiter, die ersten 200m entlang der Trifft, bevor es dann links steil den Berg hoch geht. Gleich zu Beginn des Anstiegs weist ein Warnschild die Wanderer auf die neuen Gegebenheiten hin. Ab jetzt ist Schluss mit „im Wand rumspazieren“, gute körperliche Verfassung und vor allem vernünftige Wanderschuhe sind jetzt unabdingbar.

Das Schild weist drauf hin: Ab hier wird’s beschwerlich!

Bis zur Vereinigung der beiden möglichen Aufstiege vom See weg, braucht’s auch auf dem offiziell ausgeschilderten Weg etwa eine Viertelstunde. Zweiterer ist halt beschildert, etwas breiter, aber auch steiniger. Deswegen hat das Warnschild beim „Einstieg“ auch seine absolute Berechtigung. Wie schon im Bericht zur Tour 1, rate ich auch hier nochaml, bei schlechter Witterung (insbesondere Wind) den offiziellen Weg zu benutzten.

Weiter geht’s über Stock und Stein bis zum möglichen Schlenker runter zur Rachelkapelle. Und bei dieser Tour nehmen wir uns die Zeit für den kurzen Abstieg und eine kleine Auszeit auf einer der beiden Bänke vor der Kapelle. Es ist wirklich nicht weit. 2 Minuten runter, 3 wieder hoch, fertig. Für das Genießen des Ausblicks und die Besichtigung der Kapelle wirst du sicher mehr Zeit aufwenden. Wer mehr über die Rachelkapelle erfahren möchte, findet hier bei Wikipedia viel Wissenswertes.

Kurze Rast mit grandiosem Ausblick
Rachelkapelle mit See

Die Kapelle liegt auf 1212m, zum Gipfel sind es jetzt „nur“ noch 240 hm, pack mas! Da es sich um den gleichen Abschnitt wie bei Tour 1 handelt, beschränke ich mich hier auf ein paar Fotos, welche den Ausblick und Beschaffenheit des Wanderwegs vermitteln.

Ausblick in den Böhmerwald

Die Bilder links und rechts zeigen den jetzt schneefreien Wanderweg auf ca. 1250 bis 1300 hm. Die alten Bäume zerfallen am Boden, die jungen schießen gen Himmel.
Live and let die im Nationalpark!

In der Abendsonne besonders gut zu sehen: Der Lusengifpel

Der Gipfel kommt jetzt näher und näher, die letzten 100 hm wird’s nochmal richtig schweißtreibend, aber dann ist er erklommen, der Große Rachel mit seinen 1453m.
Durchatmen, Aussicht genießen und auf den Abstieg vorbereiten. Natürlich kannst du dir gleich an Ort und Stelle deine Gipfel-Hoibe genehmigen, aber etwas komfortabler lässt sich die in ca. 10 min vor dem Waldschmidthaus trinken. Dort gibt’s reichlich Sitzplätze und der Ausblick ist auch da unbeschreiblich.

Auch zum Sonnenuntergang belohnt der Rachel den Wanderer mit super Ausblick

So, jetzt die Wanderstöcke (falls im Einsatz) etwas länger stellen und runter steigen auf der anderen Rachelseite Richtung Gfäll. Die Einkehr ist nicht weit. Laut Beschilderung am Gipfel dauert’s 1/4h zum Waldschmidthaus und 1 h ganz runter zum Parkplatz. Da ist aber die Einkehr nicht eingerechnet ;-). Wenn du sportlich unterwegs bist, zieh von den Zeiten ein Viertel ab.

Aber bitte aufpassen, lass dich von der Vorfreude auf die jetzt ganz nahe Einkehr nicht zum Leichtsinn verleiten. Gerade der kurze Weg runter zum Waldschmidthaus ist extrem tückisch und sollte mit großer Vorsicht und Trittsicherheit begangen werden. Bleib auch unbedingt immer kurz stehen, wenn du die tolle Aussicht genießen willst.

So, an der Stelle verrate ich jetzt auch, wieso der perfekte Startzeitpunkt für diese Tour um 8 Uhr am Gfäll Parkplatz ist. Wenn du einigermaßen sportlich den Gipfel erklommen hast und nicht allzu lange an See und Kapelle verweilt hast, dann kommst du jetzt genau rechtzeitig zur Öffnung (um 10 Uhr) am Waldschmidthaus an. Perfektes Timing nennt man das. Zu der Zeit hast du zumindest unter der Woche auch freie Platzwahl. Außerhalb der Öffnungszeiten musst du deine Brotzeit und Gifpel-Hoibe natürlich selbst hochschleppen.

Sonnenuntergang am Waldschmidthaus

Die Einkehr hier ist für mich der absolute Höhepunkt dieser Wandertour. Um 10 Uhr sind in der Regel noch keine Igelbus-Wanderer am Gipfel und man kann die Ruhe und das Weißbier noch ganz alleine genießen. Etwas wehmütig muss man aber dann irgendwann diesen grandiosen Rastplatz wieder verlassen und sich auf den nicht wirklich angenehmen Abstieg machen. Wobei das für die ersten 10 Minuten absolut nicht zutrifft. An der Weggabelung links halten und nicht den Rachelsteig nach Klingenbrunn absteigen (der wird in der Rachel-Tour 3 beschrieben).

Ein richtig erhebendes Gefühl kommt auf, wenn man auf die Landschaft unter einem runterschaut. Allerdings halt nur auf dem ersten Kilometer bevor der Wald die Aussicht nimmt und der Wanderer mit der Steilheit der Forststraße zu kämpfen hat. Aber trotz der unangenehmen letzten 20 Minuten des steilen Abstiegs, steigt man trotzdem mit einem Glücksgefühl in das Auto oder den Bus am Gfäll Parkplatz und ist mehr als glückselig aufgrund von Wanderung und Einkehr. Garantiert!

Daten und Karte zur Tour (bergfex):

Wanderroute – Ausgangspunkt Gfäll Parkplatz
Tourdaten und Höhenprofil

Die Tourdaten und die meisten Fotos stammen von einer abendlichen Wanderung zum Sonnenuntergang am Rachel. Die empfohlene Startzeit um 8 Uhr macht natürlich nur Sinn während der Zeit, in der das Waldschmidthaus offen ist. Normalerweise ab 15. Mai bis Ende Oktober.